Souverän im schweren Wildwasser

Bericht einer Kanusport-Fortbildung in Österreich

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Im Mai fand für Trainerinnen und Trainer des Kanusports im Salzkammergut (Österreich) ein Workshop statt, der den Titel "Souverän im schweren Wildwasser" trug.

Diese lizenzerhaltende Fortbildung wurde von zwei Mitgliedern des Bundeslehrteams Kanusport gestaltet.

Der Workshop hatte folgende Themenschwerpunkte:

  • Verhalten in einer Gruppe im schweren Wildwasser
  • richtiges Besichtigen unübersichtlicher Stellen
  • verschiedene Sicherungstechniken
  • korrektes Platzieren der Sicherung
  • allgemeine Strategien und Verhalten auf und neben dem Bach

Der folgende Bericht stammt von den Ausbildern Matthias Lang und Daniel Fuchs.

Tag 1 – Fluss KOPPENTRAUN
Die zentralen Themen des ersten Tages waren die Planung und Durchführung einer Wildwasserfahrt auf einem der Gruppe unbekannten Bach. Hierfür hatten die Teilnehmenden vor Beginn der Fahrt Zeit, sich über die Koppentraun zu informieren, das Sicherheitsequipment zu prüfen, die Gruppeneinteilung zu organisieren und mögliche Gefahren anhand einer Flussbeschreibung zu identifizieren.

Nachdem anhand von Flussbeschreibungen und einer kurzen Besprechung die größten Schwierigkeiten bei den beiden Kernstellen der Koppentraun identifiziert wurden, starteten zwei gleichgroße Gruppen bei optimalen Verhältnissen in den Paddeltag.

Nach einigen Zwischenstopps und kurzen Diskussionen näherte sich die erste Gruppe zügig der ersten Kernstelle. Entgegen dem Plan sich dieser langsam zu nähern und dann vom Ufer aus zu besichtigen, übersah sie den Beginn der Stelle und fuhr, anders als geplant, das sogenannte "Geschaute" kurzerhand auf Sicht. Nachdem die Gruppe ihre Boote wieder zum Beginn der ersten Kernstelle getragen hatte, wurde diese dennoch gemeinsam besprochen und die verschiedenen Varianten und Sicherungspunkte herausgearbeitet.

Die Besichtigung der zweiten Kernstelle erfolgte ebenfalls gemeinsam. Hierbei erarbeiteten die Teilnehmenden schnell die sicherste Linie durch die lange und komplexe Stelle, das sogenannte "Ungeschaute", und identifizierten korrekt sämtliche Gefahrenstellen. Besprochen wurden auch Sammelpunkte um gegebenenfalls Paddelnden, die das Boot verlassen mussten, helfen zu können.

Nachdem auch diese Stelle ohne Zwischenfälle von allen Fahrenden gemeistert wurde, gab es noch eine kurze Besprechung des weiteren Vorgehens, bevor sich die beiden Gruppen dem kontinuierlich leichter werdenden Schlussstück widmeten.

Nach einer kurzen Mittagspause machen sich beide Gruppen daran, den vormittags mühsam erarbeiteten Abschnitt erneut zu befahren. Da nun alle Stellen bekannt waren, wurde einstimmig beschlossen, lediglich die zweite Kernstelle erneut zu besichtigen. Als nach erneuter Besichtigung keine Veränderungen der Routenwahl nötig wurden, einigten sich die Teilnehmenden und Ausbilder auf eine Befahrung in einer großen Gruppe.

Bei dieser Befahrung kenterte ein Teilnehmer etwa nach der Hälfte der zweiten Kernstelle und musste das Boot verlassen. Aufgrund der Komplexität der Stelle und der Unübersichtlichkeit der Gruppe, die auch aus der Gruppengröße resultierte, konnte der schwimmende Fahrer erst am Ende der Stelle ans Ufer gebracht werden.

Das größere Problem zeigte sich jedoch erst bei der Materialbergung: Das Kajak war etwa drei Meter vom Ufer in einer kleinen Stufe verklemmt. Die Wassertiefe, die starke Strömung und die Lage des Kajaks erforderten ein umsichtiges und organisiertes Herangehen, was erst nach über zwei Stunden mit der Bergung des Kajaks durch das gesamte Team belohnt wurde.Die Gruppe konnte somit den Paddeltag gemeinsam und erfolgreich beenden.

Der Lehrgang jedoch war für diesen Tag noch nicht beendet: Der vielleicht wichtigste Lerninhalt dieses Tages folgte erst nach dem Abendessen, als sich das gesamte Team zu einer Feedbackrunde einfand, um die Ereignisse des Tages und speziell die Rettungs- und Bergeaktion gemeinsam aufzuarbeiten. Sehr professionell und lösungsorientiert schilderte jede*r Beteiligte die Geschehnisse aus seiner*ihrer Sicht, sah sein*ihr eigenes Verhalten kritisch und formulierte die Kritik am Verhalten der anderen Fahrenden sehr sachlich und konstruktiv.

Tag 2 – Fluss GIMBACH
Der zweite Tag bot, schon beim Flusscharakter beginnend, ein starkes Kontrastprogramm zum ersten Tag.

Im Gegensatz zur Koppentraun, bieten die Kehrwässer des Gimbaches kaum Platz für mehr als eine Paddlerin oder einen Paddler. Die zahlreichen Gefällstufen, sogenannte Abfälle, machen eine verbale Kommunikation kaum möglich und sorgen bei einer Gruppengröße, wie sie in unserem Fall vorlag, für eine sehr unübersichtliche Situation auf dem Fluss.

Nachdem alle Fahrenden ihre Ausrüstung zu Fuß zum Einstieg getragen hatten, wurde in großer Runde beschlossen, an diesem Tag nur eine gemeinsame Gruppe zu bilden. Die Teilnehmenden besprachen die Strategie und Taktik und stellten noch sicher, welche Zeichen während der Befahrung verwendet würden und wie jede*r Fahrende diese Zeichen zu interpretieren hätte.

Da uns (Daniel Fuchs und Matthias Lang) bei der Befahrung des Gimbaches zwei Tage zuvor einige nicht zu unterschätzende Gefahrenstellen (Baumhindernisse) aufgefallen waren und der Fluss für alle Teilnehmenden unbekannt war, beschlossen wir, dass diese Befahrung von einem der Fahrtenleiter angeführt werden muss. Trotzdem investierte die Gruppe viel Zeit in das Besichtigen, Besprechen und Absichern der zahlreichen Stellen.

Nachdem auch diese Befahrung erfolgreich und ohne Zwischenfälle beendet wurde, beendeten wir den Lehrgang, ebenfalls nach kurzer Feedbackrunde, am Ausstieg des Gimbaches.

Fazit
Zusammenfassend war dieser Lehrgang ein voller Erfolg. Der Kursinhalt wurde von den Teilnehmenden als sehr wertvoll erachtet, da sich das sichere Bewegen als Gruppe auch für gute Kajaksportlerinnen und Kajaksportler auf schwerem Wildwasser oft herausfordernd gestaltet.

Zusätzlich verdeutlichte speziell die beschriebene Bootsbergung wieder einmal sowohl Teilnehmenden als auch den Lehrgangsleitenden, wie wichtig der versierte Umgang mit Sicherungsequipment ist. Die professionelle und zügige Bergung des Bootes war nur möglich, da ausnahmslos jede*r Fahrende ausreichend Sicherheitsausrüstung mit sich führte und auch verstand, diese einzusetzen.

Matthias Lang und Daniel Fuchs

Weitere Bilder

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