Radioaktivität stoppt nicht an Landesgrenzen

NaturFreunde Bayern und Sachsen fordern erneuerbare Technologien statt der umstrittenen Erweiterung des Störfall-Kraftwerks Temelín

Die NaturFreunde in Bayern und Sachsen bedauern, dass die tschechische Regierung den Ausbau des störanfälligen Atomkraftwerks Temelín dem Ausbau erneuerbarer Energien vorzieht. Dabei ist Atomkraft nicht nur beim Betrieb wegen möglicher Störfälle, sondern auch durch die fehlenden Endlager auf unabsehbare Zeit gefährlich. Zudem ist sie – bei Einberechnung aller Kosten – eine der teuersten Energiequellen.

Aktuell beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien im tschechischen Energiemix rund 10 Prozent. Eine Aktuelle Umfrage der Agentur SC&C  bei mehr als 1.000 tschechischen Bürgern hat ergeben, dass sich die Hälfte eine Steigerung dieses Anteils wünscht. Ein Viertel sprach sich für eine Abkehr von der Atomkraft aus und eine Mehrheit der Befragten für eine Reduktion des Anteils der Energieerzeugung aus Kohle.

Christian Schwarzkopf, Landesvorsitzender Bayern, fasst zusammen: „Wir NaturFreunde finden, dass die Erweiterung des tschechischen Atomkraftwerks Temelín ein Schritt in die falsche Richtung ist, denn nur erneuerbare Energien bringen eine nachhaltige Versorgungssicherheit.“

Dauerhaft gefährlich
Atomkraft birgt hohe und vor allem langfristige Risiken  in sich. Gerade die dauerhafte Strahlung, macht ein auf Jahrtausende sicheres Endlager notwendig, das es aber auf unserer Welt noch nicht gibt.

Zudem ist Telemín deutlich störanfälliger als andere Druckwasserreaktoren. Seit der Inbetriebnahme 2002 gab es in Temelín mehr als 130 Störfälle. Im Februar 2012 musste  der Reaktor wegen einer Panne an einer Dampfleitung vom Netz genommen werden, im März 2012 gleich wieder wegen eines Defekts einer Hilfspumpe, die für das Pumpen von Wasser in den Primärkreislauf benötigt wird. Temelín hat deutlich niedrigere Betriebszeiten als vergleichbare Kernkraftwerke.

Tilmann Schwenke, Landesvorsitzender Sachsen fordert: „Bereits 1990 wurde der Bau von Temelín 3 und 4 verschoben, jetzt sollte er endgültig ad acta gelegt werden.“

Atomkraft ist teuer
Verzichtet man auf die Vergemeinschaftung der Kosten für Atomkraft und rechnet in den Preis für die Erzeugung von Atomstrom die Kosten für den Rückbau der Uranabbaustellen, die Suche und den Betrieb von Endlagern und die sogenannte Nicht-Versicherbarkeit eines GAU ein, wird diese zu einer unserer teuersten Energiequellen. So dauert die Sanierung der Uranabbaugebiete in Thüringen, Sachsen und Tschechien mindestens bis zum Jahr 2080 und verschlingt mehrere Millionen Euro. Aktuell werden diese Kosten auf die Steuerzahler abgewälzt, die Gewinne hingegen bleiben bei den Energieunternehmen. Hinzu kommt, dass Tschechien zum Bau der Reaktoren 3 und 4 in Temelín Fördermittel der EU beantragt hat. Damit zahlen die deutschen Bürger indirekt für den Bau eines tschechischen Kernkraftwerks.

Die Möglichkeiten einer demokratischen Einwirkung auf den Weiterentwicklungsprozess von Temelín sind zudem sehr begrenzt, da z.B. das umweltpolitische Unbedenklichkeitsgutachten ausgestellt wurde, ohne dass konkrete Technologien genannt wurden. Eine Überprüfung durch Dritte ist damit nicht möglich.
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