Maritta Strasser über den Schwerpunkt des 31. Bundeskongresses

Ein Standpunkt der Bundesgeschäftsführerin der NaturFreunde Deutschlands

Nicht nur im Klima-System gibt es Kipp-Punkte. Auch in der Gesellschaft gibt es diese Momente, in denen sich fundamentale Dinge entscheiden. In welche Richtung kippt die Entwicklung?

Nie war die Unterstützung für einen Umbau unserer Gesellschaft hin zu einer nachhaltigeren und gerechteren Lebens- und Wirtschaftsweise größer. Nie war der Druck auf die Vertreter*innen eines neoliberalen und fossilen „weiter so“ höher.

Und andererseits: Der Eklat um die Ministerpräsidenten-Wahl die Thüringen hat gezeigt, wie schnell es geschehen kann, dass eine faschistische Partei Einfluss auf eine Regierung bekommt. Unsere Demokratie ist so verletzlich wie nie seit dem Zweiten Weltkrieg, weil die antidemokrati­schen Kräfte mit ihrer Strategie der Spaltung sehr erfolgreich sind.

Als der Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands vor einem guten halben Jahr den inhaltlichen Schwerpunkt des 31. Bundes­kongresses diskutierte, hat er das sogenannte Anthropozän als solch einen Kipp-Punkt identifiziert. Geologen sprechen von einem neuen Zeitalter namens Anthropozän – dem Menschenzeitalter –, weil die Menschheit die Erde heute stärker als jeder natürliche Einfluss prägt.

Für das, was wir Menschen mit der Erde veranstalten, gab es in den letzten Millionen Jahren keine Entsprechung. Die Produktion von Treibhausgasen, die menschengemachten land­schaftlichen Veränderungen, die Übersäuerung der Ozeane und die fortdauernde Vernichtung von Tier- und Pflanzenarten – sie alle haben bleibende Auswirkungen auf die Erdgeschichte.

Das bedeu­tet auch: Unsere Zukunft liegt in unserer Hand. Wir haben eine nie dagewesene Verantwortung für uns als Menschheit.

Wie können wir dieser Verantwortung gerecht werden, wie unseren Beitrag leisten? Das ist die große Frage, die der 31. Bundeskongress der NaturFreunde Deutschlands diskutieren wird. Ich freue mich darauf.