E10: Treibstoffgewinnung durch Biomasse nicht weiter ausbauen

Die Konkurrenz zwischen „Tank und Teller“ muss für den Teller entschieden werden

In der aktuellen Diskussion um den geforderten Verkaufsstopp für den Kraftstoff E10 erklärt Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands:

Die NaturFreunde weisen zum wiederholten Mal darauf hin, dass die Herstellung von Treibstoffen aus Biomasse sowohl politisch als auch moralisch nicht zu verantworten ist.

Rund zwei Milliarden Menschen leiden laut Welternährungsorganisation FAO an Vitamin- und Mineralstoffmangel – mit zunehmender Tendenz. Die Ursachen sind Armut, Krieg, Vertreibung, das sogenannte „Land Grabbing“ und der Klimawandel. Die Spekulation auf Agrarrohstoffe und der zunehmende Einsatz von Biokraftstoffen verschärfen das Problem.

Deutschlands Energiehunger trägt maßgeblich zur Zunahme des globalen Biomassehandels bei. Denn nur etwa drei Prozent des Primärenergieverbrauchs in Deutschland könnten nachhaltig durch hier wachsende Biomasse gedeckt werden. Real werden aber etwa sieben Prozent des deutschen Primärenergieverbrauchs durch nachwachsende Rohstoffe abgedeckt. Doch der Anbau von Biomasse konkurriert häufig mit der Herstellung von Nahrungsmitteln und trägt in einigen Regionen bereits heute zu deren Verteuerung bei.

Die von der Nationalen Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“ vorgelegte Studie „Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen“ hat gezeigt, dass die Länder des globalen Südens zum Lieferanten von Biomasse für den Energiehunger der Länder des globalen Nordens degradiert werden. Die Studie empfiehlt, dass „Deutschland den weiteren Ausbau von Bioenergie nicht anstreben“ solle.

Leopoldina-Studie: „Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen“
Kurzfassung: www.kurzlink.de/leopoldina-energie (PDF-Download 1,8 MB)

Die NaturFreunde unterstützend die Forderung der Leopoldina, das „EU-2020-Konzept aufzugeben, das darauf abzielt, möglichst zehn Prozent des Treibstoffes für Transportzwecke aus Biomasse bereitzustellen“. Die Forderungen der EU-Kommission und der Bundesregierung nach Herstellung von E10-Treibstoffen war von Anfang an eine Fehlentscheidung.

Ausdrücklich unterstützen die NaturFreunde den Ansatz der Leopoldina, dass sich „Deutschland auf andere erneuerbare Energieressourcen wie Fotovoltaik, Solarthermie und Windenergie“ konzentrieren solle, da „deren Flächeneffizienz, Treibhausgas-Emissionen und andere Umweltbeeinträchtigungen niedriger sind als die von Bioenergie“.

Auch teilen die NaturFreunde den Vorschlag, die Förderung von Bioenergie auf Formen zu beschränken, die weder zur Verknappung von Nahrungsmitteln führen noch deren Preise durch Wettbewerb um Land und Wasser in die Höhe treiben. Abzulehnen ist auch jede Form der Nutzung von Bioenergie, die einen größeren negativen Einfluss auf Ökosysteme und Biodiversität hat.

Für die zukünftige Berechnung der Klimabilanz beim Einsatz von Biomasse für die Erzeugung von Bioenergie erwarten die NaturFreunde, dass die Forderungen der Leopoldina umgesetzt wird, bei der „Bewertung von klimaschädlichen Emissionen im Zusammenhang mit der Produktion von Bioenergie alle Treibhausgase (Kohlendioxid, Stickoxide und Methan)“ einzubeziehen, „die aus der Verwendung von Düngemitteln und aus dem Verbrauch fossiler Brennstoffe bei der Produktion und Konversion von Biomasse und durch Einsatz der menschlichen Arbeitskraft resultieren“.

Für die NaturFreunde Deutschlands ist der Einsatz von Bioenergie nur ergänzend und dezentral vorstellbar, etwa zur Nutzung von Ressourcen, die direkt bei den Erzeugerbetrieben in der Landwirtschaft und der Forstwirtschaft anfallen. Alle zentralistischen Konzeptionen bei der Nutzung von Bioenergie lehnen die NaturFreunde Deutschlands ab.
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