Der Homophobie im Sport muss aktiv entgegengetreten werden

NaturFreunde begrüßen SPD-Antrag „Förderung eines offenen Umgangs mit Homosexualität im Sport“

Anlässlich der Debatte im Deutschen Bundestag zum Antrag der SPD-Fraktion „Förderung eines offenen Umgangs mit Homosexualität im Sport“ erklären Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands, und Wolfgang Spindler, Bundesfachbereichsvorstand Natursport und Wandern:

Die NaturFreunde Deutschlands begrüßen ausdrücklich, dass mit dem Antrag der SPD-Bundestagsfraktion die Debatte über Homophobie im Sport auf die Tagesordnung des Deutschen Bundestages gesetzt wurde. Dass die Regierungskoalition den SPD-Antrag abgelehnt hat, ist dabei nur noch unter taktischen Aspekten zu verstehen.

Denn Homosexualität im Sport ist weiterhin ein Tabuthema. Durch die traditionell einseitige Fixierung des Sports auf Höchstleistungen werden unterschiedliche sexuelle Orientierungen mindestens ausgeblendet, häufig sogar diskriminiert. Nicht selten sind homosexuelle Sportler und Trainer direkten Anfeindungen ausgesetzt und verbergen deshalb ihre sexuelle Identität wie auch ihre Partner. Durch diese Diskriminierungen wird das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, das im Grundgesetz im Artikel 2, Absatz 1 als unveränderbares Menschenrecht festgeschrieben wurde, eingeschränkt.

CDU/CSU-Fraktion versteht nicht die Diskriminierung im Sport
Wenn seitens der CDU/CSU-Fraktion argumentiert wird, dass „die sexuelle Orientierung zur Privatsphäre von Sportlern“ gehöre, hat die Fraktion die alltäglich stattfindende Diskriminierung im Sport nicht verstanden. Gerade im Fußball kommt es häufig nicht nur zu Beschimpfungen von einzelnen Spielern, sondern auch zu homophoben Fangesängen und gewalttätigen Übergriffen zwischen den Fans.

Ein richtiger Ansatz ist hier der von der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen in ihrem Antrag (Drucksache 16/13394) angeregte nationale Aktionsplan gegen Homophobie. Auch die Forderung, jeder gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit entgegenzutreten, ist richtig. Die NaturFreunde Deutschlands unterstützen ausdrücklich das Vorhaben, den „Nationalen Aktionsplan der Bundesrepublik Deutschland zur Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und darauf bezogene Intoleranz“ um das Problemfeld Homophobie zu ergänzen.

Die NaturFreunde begrüßen auch die Zustimmung der Fraktionen Bündnis 90 / Die Grünen und der Fraktion DIE LINKE zum SPD-Antrag. Ausdrücklich unterstützen die NaturFreunde Deutschlands den Vorschlag der Fraktion DIE LINKE, dass auch die trans- und intersexuellen Sportler in einer Antidiskriminierungsstrategie entsprechend berücksichtigt werden müssen, da auch sie massiven Diskriminierungen ausgesetzt sind.

Unterschiedliche Neigungen und Fähigkeiten als Bereicherung im Sport erkennen
Nur durch einen offenen gesellschaftlichen Diskurs und der Möglichkeit, sich frei und ohne Nachteile zur eigenen sexuellen Identität bekennen zu können, kann der homophoben Ausgrenzung aktiv entgegengetreten werden. Homophobe Tendenzen im Sport widersprechen einem integrativen, toleranten Sportverständnis und dürfen nicht toleriert werden. Die NaturFreunde Deutschlands treten ein für ein Sportverständnis, welches ohne jegliche Diskriminierung und Ausgrenzung auskommt: Gerade Menschen mit unterschiedlichen Ausrichtungen, Neigungen und Fähigkeiten müssen als Bereicherung im Sport erkannt und auch gefördert werden. Nicht das vermeintlich „Normale“, sondern die Unterschiedlichkeit sollten das Bild des Sportes bestimmen.

Ausdrücklich unterstützten die NaturFreunde die Forderungen an die Bundesregierung,
> die Mittel für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) im Haushalt 2012 um 2,7 Millionen Euro auf 5,6 Millionen Euro zu erhöhen;
> sich international dafür einzusetzen, dass jegliche sexuelle Diskriminierung im Sport aktiv angesprochen wird sowie für eine internationale Strategie zur Bekämpfung von Homophobie im Sport einzutreten;
> auch im sportlichen Bereich aktiv für die Akzeptanz unterschiedlicher sexueller Identitäten und unterschiedlicher Lebensweisen zu werben und eine Kampagne „Vielfalt im Sport“ zu beginnen;
> die positiven Erfahrungen aus der Antirassismusarbeit des DFB und der Fanprojekte aufzugreifen und diese auch auf den Bereich der sexuellen Diskriminierung zu übertragen;
> die Förderung von Kooperationsvorhaben zwischen Lesben- und Schwulenverbänden sowie Sportvereinen oder Fanprojekten zu unterstützen;
> Trainer durch spezielle Ausbildungskonzepte für das Thema Homosexualität und Sport zu sensibilisieren;
> ein dezentrales Netz von Beratungsstellen der Sportverbände zu fördern, an die sich von Diskriminierungen betroffene homosexuelle Sportler wenden können;
> wissenschaftliche Forschung über die Mechanismen von „Homophobie im Sport“ sowie mögliche Gegenstrategien, etwa im Rahmen der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld oder des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, gezielt zu fördern.

NaturFreunde: ein Sportverband für den Breitensport
Die NaturFreunde Deutschlands haben vier sportliche Fachgruppen (Bergsport, Kanusport, Schneesport, Wandern) mit 28 qualitativ hochwertigen Ausbildungsgängen, mehr als 1.000 aktiven Trainern und Tourenführern mit speziellem Sportausweis, davon etwa 240 Wanderleiter, 70 Kanusportler, 300 Bergsportler, 480 Schneesportler sowie rund 30 Skischulen.
Im Mittelpunkt des NaturFreunde-Sports steht der Mensch in seiner nachhaltigen Beziehung zu Natur und Umwelt. Unsere Sportler müssen keine Athleten sein. Teamgeist, soziale Verantwortung, Umwelt- und Naturschutz sind Kernkompetenzen unserer Arbeit.

Direkt zum Natursport der NaturFreunde Deutschlands www.natursport.naturfreunde.de
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NaturFreunde Deutschlands
Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur

Uwe Hiksch
Mitglied des Bundesvorstandes
(0176) 62 01 59 02
hiksch@naturfreunde.de 

Wolfgang Spindler
Bundesfachbereichsvorstand Natursport und Wandern
(0172) 850 71 27
spindler@naturfreunde.de  

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