Buchbesprechung: Das Netzwerk der Identitären

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Jung, modern, naturverbunden und besorgt um das Abendland. So inszeniert sich die „Identitäre Bewegung“ im Internet. Ist diese Jugendbewegung lediglich ein kurzlebiges Phänomen der Sozialen Medien?

Nach der Lektüre des Sammelbands des Journalisten und Szenekenners Andreas Speit kann die Antwort nur Nein sein. Die verschiedenen Beiträge beleuchten die erschreckende Vernetzung der Identitären mit völkischen Sippen und bis tief hinein in Mitarbeiterbüros des Bundestags. Dabei können sie gerade bei jungen Menschen mit ihren professionellen medialen Aktionen punkten.

Bibliografie Andreas Speit (Hg.): Das Netzwerk der Identitären – Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten; 264 Seiten; Ch. Links Verlag, Berlin, 2018; ISBN 9783962890087; 18 Euro.

Das Personal der Identitären setzt sich aus ehemaligen Neonazi-Kadern zusammen, die sich vom schlechten Ruf der Kameradschaften und der NPD lösen wollen. Nun heißt es „100 % Identität – 0 % Rassismus“, während gleichzeitig die Rückführung aller Migrant*innen zum Erhalt der Kultur gefordert wird.

Aus „Blut und Boden“ wird „Ethnopluralismus“, aus „Rasse“ wird „Kultur“: Begriffe werden umgedeutet und mit neuem rechtsextremen Inhalt gefüllt. Ideologisch hängen sie dem Geist der „Konservativen Revolution“ nach, einer nationalkonservativen Denktradition der Weimarer Republik. Damit befinden sie sich in bester Gesellschaft der sogenannten „Neuen Rechten“ und pflegen enge Kontakte zum Institut für Staatspolitik, Burschenschaften, dem Magazin Compact und vereinzelt der AfD.

Die Forderung nach einem ethnisch homogenen Staat und die Warnung vor einer vermeintlichen Überfremdung stehen den Werten der NaturFreunde diametral entgegen. Auch die gelungenen medialen Inszenierungen von gemeinsamem Naturerleben und Outdoor-Aktivitäten sind Grund genug für NaturFreunde, wachsam zu sein und sich präventiv vor rechtsextremer Einflussnahme zu schützen.

Yannick Passeick