Baggern und stauen

Wie der Mensch die Flüsse normt

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Hinter Straubing ist die Donau noch nicht in ein genormtes Korsett gezwängt. Auf 70 Kilometern gibt es Überschwemmungsflächen, Altarme und fast natürliche Ufer. Noch. Denn seit 2020 läuft der Ausbau. Zwischen Straubing und Vilshofen sollen die Schiff-fahrtsverhältnisse und der Hochwasserschutz verbessert werden, 600 Millionen Euro sind für den ersten Bauabschnitt veranschlagt.

Auch die Elbe darf nicht bleiben, wie sie ist. Rund um Hamburg wird sie immer wieder ausgebaggert. Containerschiffe werden schließlich immer größer. Die jüngste Vertiefung – die achte – soll 2021 beendet werden. Rund 800 Millionen Euro haben die Steuerzahler*innen dafür ausgegeben – also wir. Auch weiter flussaufwärts droht Ungemach: Derzeit verhandeln Deutschland und Tschechien ein neues Regierungsabkommen zur Schiffbarkeit der Elbe. Bis ins tschechische Usti ist der Fluss mit Staustufen kanalisiert, bei Děčín soll nun eine neue gebaut werden. Die Umweltverträglichkeitsprü-fung ist bereits abgeschlossen.

Dabei setzt der Klimawandel den Flüssen immer stärker zu. Weser, Elbe und auch der Rhein führten in den letzten Jahren oft so wenig Wasser, dass die Schifffahrt zum Erliegen kam. Die Schwarze Elster trocknete in Brandenburg genauso aus wie die Dreisam vor Freiburg im Breisgau. Deshalb wird viel Geld investiert, um Wasser wieder länger in der Landschaft zu halten. Zum Beispiel an der Spree, wo der Ausbau an vielen Stellen wieder rückgängig gemacht wird.

Auf die Probleme der Flüsse aufmerksam machen die NaturFreunde mit der Kampagne „Flusslandschaft des Jahres“. Aktuell ist es die Weiße Elster in Mitteldeutschland, der vor allem wegen der Braunkohle stark zugesetzt wurde. Die NaturFreunde planen Findlinge aus nahen Tagebauen in das Flussbett einzubauen, die den Sauerstoffeintrag verbessern und neue Lebensräume mit reduzierter Strömungsgeschwindigkeit schaffen. Parallel arbeiten die NaturFreunde an der touristischen Aufwertung der Weißen Elster und lassen gerade in Gera die Machbarkeit eines neuen Zeltplatzes mit „Blauem Klassenzimmer“ unmittelbar am Fluss prüfen.

Nick Reimer