Aufruf "Frieden in Bewegung"

Ein Beschluss des Bundesausschusses der NaturFreunde Deutschlands

Die NaturFreunde Deutschlands veranstalten im Zeitraum von Mai bis Juli 2021 eine Friedenswanderung. Unter dem Motto „Frieden in Bewegung“ wollen wir auf die aktuellen friedenspolitischen Entwicklungen aufmerksam machen. Dabei greifen wir die 125-jährige Tradition der NaturFreunde-Bewegung für Frieden und Entspannung auf.

Nationale Isolation wird wieder ein attraktives politisches Konzept, und aktive Konflikte nehmen weltweit zu. Die fragwürdigen Waffenexporte Deutschlands in Konfliktgebiete und an Regime ohne jedes Menschenrechtsverständnis erreichen neue Rekordmarken. Die deutsche Bundesregierung muss sich deshalb endlich der Frage ihrer Verantwortung stellen. Deutschland mit seiner Funktion als militärische Drehscheibe der NATO muss den aufkeimenden Aggressoren Einhalt gebieten.

Viele Regierungen setzen wieder auf militärische Stärke und Konfrontation. Die deutsche Bundesregierung hat sich gegenüber der NATO zu dramatischer Aufrüstung verpflichtet. Der globale Rüstungswettlauf gewinnt an Tempo. Steigende Rüstungsausgaben aber verschärfen Verteilungskonflikte und binden Ressourcen, die für die Bewältigung der Klimakrise gebraucht würden. Mit dem Wachstum der Waffenarsenale wächst auch die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen. Deshalb sind Entspannungspolitik, Abrüstung und Konfliktlösungsstrategien heute nötiger denn je!

Dieser Beschluss ist Teil eines Pakets, das der NaturFreunde-Bundesausschuss – das zweithöchste Organ des Verbandes – am 30. April 2020 verabschiedet hat. Eigentlich war der entsprechende Antrag zum 31. Bundeskongress der NaturFreunde Deutschlands eingereicht worden, der jedoch aufgrund der Corona-Krise verschoben wurde. Um NaturFreund*innen für die nächsten Monate besser handlungsfähig zu machen, hat der Bundesausschuss über wichtige Kongress-Anträge bereits jetzt entschieden.

„Frieden in Bewegung“ setzt ein Zeichen für Frieden und Abrüstung. Mit jedem Schritt fordern wir, aus Verantwortung für Menschen und Natur die Gefahr durch tödliche Waffenarsenale zu verringern, anstatt sie weiter zu erhöhen. Wir NaturFreunde wollen das politische Versagen in der Friedenspolitik nicht länger hinnehmen und rufen deshalb zur großen Friedenswanderung auf.

„Frieden in Bewegung“ bewegt die Teilnehmenden und stärkt die Bewegung. Das gemeinsame Engagement in der Friedensbewegung muss heute erneuert werden. Friedensaktivismus muss wieder in die Gesellschaft getragen werden und mit neuer Energie belebt werden, denn Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Die Friedenswanderung gibt uns die Chance, diese Botschaft durch Deutschland zu tragen, in große Städte, aber auch kleine Gemeinden. Wir wollen so viele Menschen wie möglich erreichen, um auch einen Dialog in der Gesellschaft auszulösen und das bestehende System der Militarisierung zu hinterfragen.

Das Engagement für Frieden hat in unserem Verband eine lange Tradition. Schon in den 1950er- Jahren haben die NaturFreunde und insbesondere die Naturfreundejugend die Anti-Atomtod-Bewegung unterstützt und die Ostermärsche mitbegründet. „Frieden in Bewegung“ fordert, was schon diese NaturFreund*innen forderten:

  • eine globale Abrüstung 
  • das Verbot von Rüstungsexporten 
  • eine neue Entspannungspolitik 
  • eine atomwaffenfreie Welt

Unser Ziel ist es, ein breites Friedensbündnis zu formieren und viele Menschen zu mobilisieren, die gemeinsam für eine friedliche Zukunft durch die Bundesrepublik wandern. Während der einzelnen Etappen werden uns lokale Teilnehmer*innen und Wanderleiter*innen über die geografischen und geschichtlichen Gegebenheiten berichten und uns einen Einblick in die kulturhistorische Vergangenheit von Krieg und Frieden in Deutschland geben.

Zusätzlich wird es Kundgebungen in allen größeren Städten geben. Die Friedenswanderung steht in der NaturFreunde-Tradition des Sozialen Wanderns, denn während der Etappen wollen wir über die politischen, sozialen, kulturellen und naturwissenschaftlichen Themen unserer Gesellschaft diskutieren, um die herrschenden Verhältnisse zu überwinden.

„Mit der Naturfreundebewegung wandert der sozialistische Gedanke in die Berge. Das ist die politische Auswirkung unserer unpolitischen Tätigkeit.“

Frei nach dieser Aussage im „Naturfreund“ aus dem Jahr 1929 soll die Friedenswanderung an die Kombination aus sportlicher Betätigung und politischem Aktivismus anknüpfen und Frieden als erstrebenswertes Ziel wieder in die gesellschaftliche Mitte rücken.

Wir fordern alle NaturFreund*innen auf, die Friedenswanderung nach ihren Möglichkeiten zu unterstützen. Helft mit bei der Organisation von Veranstaltungen und bei der Mobilisierung der Teilnehmer*innen. Euer Engagement und eure Erfahrung bilden das Fundament dieses einzigartigen Ereignisses. Es haben sich bereits zahlreiche Mitorganisator*innen gefunden, die mit ihrem beispiellosen Einsatz diese Wanderung ermöglichen. Sei auch du dabei!

Lasst uns gemeinsam für ein friedliches Miteinander protestieren. Große Aktionstage sind in Hamburg, Hannover, Frankfurt und Konstanz geplant. Außerdem werden wichtige Rüstungsstandorte in Deutschland angelaufen (zum Beispiel Rheinmetallwerk in Unterlüß) und der Aktionstag der NaturFreunde Deutschlands an der Atomwaffenlagerstätte Büchel 2021 am 13. Juni 2021 ist ebenfalls mit eingebunden.

Sei solidarisch, wandere mit!

Verabschiedet am 30. April 2020 vom Bundesausschuss der NaturFreunde Deutschlands.