Zwei Scheiben Käse: macht 100 Liter Wasser

Unser Lebensstil verbraucht Unmengen von Wasser, jedoch sieht das niemand

Kaffee und Wurstsemmel zum Frühstück, mittags Hähnchenschnitzel, Pommes und Cola, abends ein Käsebrot, Tomatensalat und Saft. Verbraucht: 1.639 Liter Wasser.

Rechenbeispiel
1 Tasse Kaffee (aus Guatemala): 132 l, Brötchen: 40 l, 2 Scheiben Wurst: 273 l, 2 Portionen Butter (morgens und abends): 290 l, 1 Portion Pommes: 50 l, Hähnchenschnitzel: 500 l, Tomatensalat aus 3 Tomaten (Spanien): 24 l, Cola: 34 l, 1 Scheibe Brot: 60 l, 2 Scheiben Käse: 100 l, Orangensaft: 136 l.

Das kann nicht sein? Ist aber so, wie die Berechnung unter diesem Text nachweist. Zwar verbraucht ein Deutscher im Durchschnitt weniger als 130 Liter Wasser am Tag – beim Duschen, Kochen und Waschen zum Beispiel. Doch die Deutschen als „Volk von Wassersparern“ - das ist nur die halbe Wahrheit. Ein Großteil unseres Wasserverbrauchs ist sozusagen outgesourct - in andere Länder verlagert. Weil man diesen Verbrauch nicht sieht, wird von „verstecktem“ oder „virtuellem“ Wasser gesprochen. Pro Person und Tag sind das im Durchschnitt mehr als 4.000 Liter. Dieser Wasserverbrauch versteckt sich in unserer Kleidung, im Essen oder in elektrischen Geräten.

Richtig ist: In den letzten Jahren wurden Haushaltsgeräte immer sparsamer, Toiletten bekamen Spülstopptasten, Wasserhähne Sparaufsätze. Mittlerweile fordern Wasserwerke schon zu mehr Wasserverbrauch auf, weil die Abwasserleitungen für den reduzierten Durchfluss zu groß sind und teuer nachgespült werden müssen. Nimmt man das „virtuelle Wasser“ aber dazu – die Bilanz der Deutschen verschlechtert sich dramatisch.

11.000 Liter Wasser für eine Jeans
Ein Beispiel: Wer in Deutschland eine Jeans kauft, verbraucht durchschnittlich 11.000 Liter verstecktes Wasser. Damit werden Färbeanlagen gereinigt oder Baumwollpflanzen bewässert. Baumwolle wird meist in trockenen Gebieten angebaut wie Pakistan, Usbekistan oder Ägypten. Für die Bewässerung wird Grundwasser auf die Felder gepumpt oder Wasser aus Flüssen entnommen. Dadurch sinkt einerseits der Grundwasserspiegel, Brunnen fallen trocken und darauf angewiesene traditionelle Landwirtschaftsbetriebe müssen aufgeben. Andererseits verkommen Flüsse zu Rinnsalen und ganze Regionen vertrocknen. Bekanntestes Beispiel ist der Aralsee, dessen Zuflüsse in einem riesigen Baumwollanbaugebiet liegen. Der einst viertgrößte See der Erde ist heute größtenteils verlandet, manche ehemalige Küstenstadt liegt nun 100 Kilometer vom Ufer entfernt.

Zum hohen Wasserverbrauch tragen auch unsere Essgewohnheiten bei und hier in erster Linie der hohe Fleischkonsum. Etwa ein Viertel des in Deutschland verursachten Wasserverbrauchs fließt in die Produktion von Fleisch. Zwar geht es dabei um Tiere, die hier leben, doch tatsächlich wird ein Großteil des für die Produktion benötigten Wassers im Ausland verbraucht. Das liegt am Kraftfutter, vor allem Soja, das etwa zu vier Fünfteln aus Südamerika importiert wird. Dort gibt es zwar meist genug Niederschläge, dafür verseucht der massive Einsatz von Pestiziden das Grundwasser.

Worauf sollte ein Konsument, der wasserschonend einkaufen möchte, achten? Zuerst sollte er saisonale Produkte wählen, weil sie dann nicht aus Ländern kommen, in denen sie stark bewässert werden müssen. Er sollte biologische Produkte wählen, weil bei deren Anbau das Grundwasser nicht durch Pestizide belastet wird. Und schließlich ist eine Reduzierung des Fleischkonsums nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die eigene Gesundheit.

Katja Plume
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 1-2015.