„Stärkenberater kann jeder werden“

Die thüringische NaturFreundin Diana Lehmann erklärt den neuen Ausbildungsgang

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NATURFREUNDiN: Überall im Verband wird plötzlich von sogenannten Stärkenberatern gesprochen. Was sind das für Leute?

Diana Lehmann: In Thüringen bilden wir jetzt schon seit vier Jahren Stärkenberater aus. Das sind ganz normale Mitglieder, die die NaturFreunde weiter entwickeln wollen – von der Mitgliedergewinnung bis zur Entwicklung neuer Veranstaltungsformen. Stärkenberater kann jeder werden, der den Verband voranbringen möchte.

NATURFREUNDiN: Du bist selbst Stärkenberaterin. Was hast du bei deiner Ausbildung gelernt?

Diana Lehmann: Wie ich die Stärken von NaturFreunden fördern kann. Um mehr geht es eigentlich nicht. Bei der Ausbildung lernt man viele gute Methoden kennen, die sowohl bei der Beratung von Ortsgruppen als auch im eigenen Ehrenamt helfen. Zum Beispiel: Wie motiviere ich Menschen zur Mitarbeit? Oder: Wie moderiere ich Veranstaltungen interessant? Dabei gibt es aber keine Standardantworten. Die Lösung kann für jeden Stärkenberater anders aussehen.

NATURFREUNDiN: Kannst du ein Beispiel geben, wie das Erlernte in der Ortsgruppe hilft?

Diana Lehmann: Machen wir uns nichts vor: In jeder Ortsgruppe gibt es irgendwann mal Schwierigkeiten. Zum Beispiel, wenn der langjährige Vorsitzende plötzlich aufhört. Stärkenberater können die Ortsgruppe bei Überlegungen unterstützen, wie es weiter gehen kann. Manchmal geht es nur darum, sich bewusst zu machen, was einen an den NaturFreunden begeistert. Im Verbandsalltag kann das ja schnell untergehen. Dieses Bewusstsein hat aber Auswirkungen, wie ich nach außen auftrete oder auf andere Menschen zugehe.

NATURFREUNDiN: Hast du auch dafür ein Praxisbeispiel?

Diana Lehmann: Wir haben eine kleine Ortsgruppe, die in einem Jahr fast die Hälfte ihrer Mitglieder verloren hat. Da ging es sehr grundsätzlich um die Frage, ob die Ortsgruppe überhaupt weiter besteht. Keine einfache Situation. Als Stärkenberater sind wir mit der Frage eingestiegen, warum die verbliebenen Mitglieder eigentlich NaturFreunde geworden waren. Viele erzählten davon, wie wichtig ihnen die NaturFreunde-Idee ist. Das war für alle sehr motivierend – auch für mich. Ein ganz wichtiger Punkt war dabei der Punkt Gemeinschaft. Wir haben deshalb eine Reihe von Projekten überlegt, mit denen wir die Gemeinschaft wieder stärken können. Die Ortsgruppe macht jetzt regelmäßig Liederabende, außerdem haben sie einen Naturerlebnistag auf einem Ökobauernhof durchgeführt – eine Verbindung aus Wanderung und nachhaltiger Ernährung. So einen Bildungstag soll es jetzt jedes Jahr geben.

NATURFREUNDiN: In den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz werden nun auch Stärkenberater ausgebildet. Warum sollten NaturFreunde in diesen Landesverbänden eine solche Ausbildung machen?

Diana Lehmann: Weil sie nicht nur gut ist, sondern auch Spaß macht. Man trifft dabei viele unterschiedliche engagierte Menschen, die alle die NaturFreunde-Idee eint und die sich dafür einsetzen, dass unsere Gesellschaft besser wird. Da lernt man nicht nur viel über den Verband, sondern auch über sich selbst.

Interview: Samuel Lehmberg,
Dieser Artikel erschien zuerst in der NATURFREUNDiN 2-2017.