Jetzt ausleihbar: Wanderausstellung zur Geschichte der Bakuninhütte

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Aktuell ist die Ausstellung "Sich fügen heißt lügen – Erich Mühsam und die Bakuninhütte" in der Erfurter Landesgeschäftsstelle der NaturFreunde Thüringen bis zum 27.03.2021 zu sehen.

Die Ausstellung in Erfurt folgt auf Ausstellungen in Gotha (Tivoli, 2018) und Meiningen (Meininger Museen, 2015). Mit der Erfurter Ausstellung auf Basis von Hängefahnen wird diese zu einer ausleihbaren Wanderausstellung. Alternativ auch auf Basis von Rollups.

Auf 26 Fahnen wird die Geschichte des einzigen Kulturdenkmals des deutschen Anarchosyndikalismus erzählt. Während der Ausstellungsdauer finden verschiedene Veranstaltungen zum Werk von Erich Mühsam und einzelnen Aspekten der Geschichte der Bakuninhütte statt.

Ein Gang durch die Ausstellung

Einer Einführung in die Geschichte des Anarchismus und Syndikalismus folgt ein Streifzug durch Frühformen der alternativen Lebenskultur, den lebensreformerischen Welten: Wandervogel- und Vagabundenbewegung, Siedlungs- und Genossenschaftsbewegung, Reformpädagogik, Antimilitarismus und Atheismus, Freie Liebe, Sexualhygiene und Vegetarismus.

Erich Mühsam

Erich Mühsam lebte seine Vorstellung von Anarchismus und somit gehört seine Persönlichkeit in einem weit größeren Ausmaß, als dies bei anderen Schriftsteller*innen der Fall ist, zu seiner Wirkung dazu. Sein vielseitiges Werk spiegelt sein politisches Wirken wie seine Verbundenheit zum Theater und Kabarett, zu anderen Intellektuellen, zur Bohème sowie zur herrschaftslosen Gesellschaftsordnung wider. Seine Kindheit und Jugend verbrachte Mühsam als Zeitgenosse Heinrich und Thomas Manns im Lübeck der „Buddenbrooks“. Ab 1900 arbeitete Erich Mühsam als freier Schriftsteller und Publizist in Berlin und München.

Das Leben in der Bohème war für ihn das konsequente Gegenmodell zur Bürgerwelt der Väter. Die Münchener Räterepublik von 1918/19, an der Erich Mühsam an der Seite von Gustav Landauer und Ernst Toller führend beteiligt war, wurde zu einem einschneidenden Ereignis in seinem Leben. Während der anschließenden Festungshaft setzte er sich kritisch mit den Revolutionsereignissen und der marxistischen Geschichtsauffassung auseinander. Nach seiner Entlassung Ende 1924 versuchte er im Berlin der Weimarer Republik vergeblich, linke Kräfte für eine gesellschaftliche Revolution und gegen den heraufkommenden Faschismus zu bündeln. Erich Mühsam besuchte die Bakuninhütte mehrmals.

Als jüdischer Intellektueller und Anarchist wurde Erich Mühsam eines der ersten Opfer der Nationalsozialisten, die ihn in der Nacht des Reichstagsbrandes im Februar 1933 verhafteten. Nach schweren Misshandlungen und Folter wurde er im Juli 1934 im KZ Oranienburg ermordet.

Natürlich wird auch die Geschichte der Bakuninhütte und ihres Erbauerkreises ausführlich dargestellt. So verdeutlichen unter anderem selbstgefertigte Originalwerkzeuge die Mühsal beim Bau der Hütte. Die letzten Stationen veranschaulichen die Nutzung der Bakuninhütte nach 1933, nach 1945 und nach 1990 bis in die heutige Zeit.

Die Bakuninhütte

Die Bakuninhütte entstand in den 1920er Jahren auf einer Selbstversorgungsfläche hungernder Arbeiter*innen. Diese kamen aus Meiningen und Umgebung und waren überwiegend in der syndikalistischen Gewerkschaft Freie Arbeiter Union Deutschland (F.A.U.D.) organisiert. Auf dem einstigen Gemüsefeld wurde im Laufe der Jahre erst eine einfache Schutzhütte und später ein Steinhaus gebaut. Es gründete sich der „Siedlungsverein gegenseitige Hilfe“.

Schnell verbreitete sich die Kunde von diesem wunderschönen Ort. Neben der sonntäglichen Nutzung als Ausflugsziel für Menschen aus der Region und als Urlaubsstätte für Arbeiter*innen aus dem damaligen Reichsgebiet, fanden überregionale Treffen u.a. der syndikalistisch-anarchistischen Jugend statt. 1932 wurde der letzte Erweiterungsbau begonnen.

Doch schon wenig später kam es zur Enteignung durch die Nationalsozialisten; bis 1945 diente die Bakuninhütte der SS, der NS-Jugend und Privatpersonen. Nach erneuter Enteignung wurde sie dem SED-Kreisvorstand Meiningen übertragen und erst landwirtschaftlich, später als FDJ-Jugendferienlager, als Stützpunkt für jugendliche Naturforscher*innen und als Übungsgelände der Bereitschaftspolizei genutzt. Nach der Wende scheiterten Bemühungen um Rückübertragung und erst 2005 gelang es, das Anwesen zu erwerben. Seitdem bemüht sich der Wanderverein Bakuninhütte, diesen Ort wieder der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Seit Oktober 2018 ist die Bakuninhütte Anschlusshaus der Naturfreunde (T3).

Angebot zum Ausleihen der Ausstellung

Das detaillierte Ausleihangebot und die technischen Parameter finden sich auf der Webseite der Bakuninhütte.

Interessierte Häuser können sich bei ausstellung@bakuninhuette.de gerne melden.

Mark Mence
Wanderverein Bakuninhütte e.V.

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98617 Ellingshausen
keine Übernachtungsmöglichkeiten
Selbstversorgerhaus