Der Natura Trail zu den Frühlingsboten von Goudebas

Der schweizerische Natura Trail Doubs erschließt einen wunderschönen Naturschatz im Neuenburger Jura

Naturfreundehaus Les Saneys in der Schweiz
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Die Goudebas im Neuenburger Jura an der schweizerisch-französischen Grenze ist nur ein kleines Flachmoor. Aber seine Bedeutung ist groß. Denn hier wächst die Perlhuhn-Schachblume, die in der Schweiz äußerst selten geworden ist. Im Frühling zeigt sich das Liliengewächs in seinem schönsten Kleid – allerdings nur für wenige Tage. Der schweizerische Natura Trail Doubs führt genau an diesem Moor vorbei.

Hier wachsen 90 Prozent der Schachblumen
Die Perlhuhn-Schachblume (fritillaria meleagris) ist wunderschön – und stark gefährdet. Rund 90 Prozent der in der Schweiz noch erhaltenen Population wachsen in den Goudebas. Als dieses Moor vor 20 Jahren in das Bundesinventar der Flachmoore von nationaler Bedeutung aufgenommen wurde, geschah dies hauptsächlich der Schachblume wegen. Die Schachblume steht auf der Liste der bedrohten Pflanzen.

Der Natura Trail Doubs
... führt auf zwei Routen mit mehreren Varianten durch den Naturpark Doubs. Beide beginnen in der Uhrmacher-Stadt Le Locle (Bahnhof). Eine 90-seitige Broschüre beschreibt Routen, Sehenswürdigkeiten und ökologische Zusammenhänge.

Während einiger Wochen nur, bis maximal Ende Mai, bieten die „Tulpen von Goudebas“ – wie die Schachblume von den Einheimischen genannt wird – ein einzigartiges Bild: Dann überziehen sie einen Teil des Moores mit einem leuchtend rosa- bis zart rosafarbenen Teppich. In den Goudebas gedeihen bis zu 300 Pflanzen auf wenigen Quadratmetern. In der übrigen Schweiz ist sie hingegen nahezu verschwunden. „Das Wasser des Moores stammt hauptsächlich von kleinen klaren Bächen aus den umgebenden Erhöhungen“, erklärt Dylan Tatti, Doktorand der Biologie an der Universität Neuenburg, der die Pflanze über zwei Jahre in den Goudebas beobachtet hat. Im Winter bildet sich am Ende des Moores zudem häufig ein kleiner See, wenn der nahe Fluss Doubs über die Ufer tritt. 

Paradies für Amphibien und Insekten
Das Moor ist ein Paradies für Amphibien und Insekten; überhaupt ist die Fauna in den Goudebas sehr reichhaltig, insbesondere auch die Vogelwelt. Und darin scheint die Schachblume vor allem eine ästhetische Rolle zu spielen. „Es handelt sich um eine Pflanzenart, die sich innerhalb einer Gemeinschaft von verschiedenen Pflanzen wohlfühlt, in welcher sie die Schöne spielt“, bringt Tatti es auf den Punkt. 

Das Naturfreundehaus am Trail
Als ideales „Basislager“ für den Besuch der Schachblume bietet sich das Naturfreundehaus Les Saneys an. Es liegt auf 1.180 Meter fernab von Verkehr und Trubel. Beide Trailrouten sind zu Fuß erreichbar. Naturfreundehaus Les Saneys mit 27 Betten
+41 (0)32 932 19 44 (französisch)

Lenkt der Wanderer an einem sonnigen Frühlingstag seinen Gang in die Goudebas, betritt er eine zauberhafte Welt. Schmetterlinge gaukeln von Blüte zu Blüte, Spinnen harren regungslos aus. Die tiefe Ruhe wird nur unterbrochen vom Laut der in den weichen Grund tretenden Stiefel.

Die Einheimischen bewachen ihren „Schatz“
Im Frühling ist es natürlich die Schönheit der Blüten, die die Aufmerksamkeit der Wanderer erheischt und die Einheimischen mit nicht geringem Stolz erfüllt. Hatte man die Blume früher wegen ihrer harntreibenden und Haut aufweichenden Eigenschaften geschätzt, wird sie heute vor allem für ihre Schönheit und Einzigartigkeit geliebt. Entsprechend halten einheimische Senioren ein aufmerksames Auge auf „ihre“ Schachblumen und werden nicht zögern, das Wort an den Besucher zu richten, wenn ihnen dieser als allzu interessiert an ihrem Schatz erscheint. In diesem Sinne sei an das Gebot erinnert, hier ja keine dieser Schachblumen zu pflücken – dieser Griff könnte teuer zu stehen kommen

Samuel Lehmberg
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der NATURFREUNDiN 1-2016.