Bericht: Das war der NaturFreunde-Musiksommer Üdersee 2017

Die Lieder klingen noch nach. Besonders nachts, wenn ich nicht schlafen kann, summt es im Kopf, „singen ist wie ein warmer Sommerwind...“ (...)

Ich war nach vier Jahren wieder in Üdersee dabei, gespannt, wen ich alles wieder treffen würde. Auf die Freund*innen früherer Musiksommer hatte ich mich gefreut, auf die Musik, die Natur und natürlich auch auf den wunderbaren See, an dem das Naturfreundehaus gelegen ist.  Als erfahrene Üderseelerin hatte ich die Mückenklatsche und eine Wärmflasche eingepackt. Große Überraschungen erwartete ich nicht. Die kamen aber schon bei der Ankunft am Bahnhof Eberswalde, als außer uns  Grauschöpfen eine Gruppe Jugendlicher auftauchte. Allein auf dem Bahnhof waren mehr junge Leute als in den Jahren, in denen ich früher teilgenommen hatte.

Beim Naturfreundehaus angekommen, ging das große Hallo weiter, NaturFreund*innen (...) fielen sich um den Hals und auch die Jugendlichen wurden schon von Freund*innen erwartet. Der erste Eindruck hatte also nicht getrübt: Die Teilnehmerschaft hat sich verjüngt.

30 Teilnehmer*innen wollen vegetarisch essen

Die nächsten Überraschungen kommen beim abendlichen Treffen. Über 30 Hände gehen hoch bei der Frage, wer vegetarisch essen möchte. Ich erinnerte mich an den mühsamen Anfang, einen Tisch hatten  wir gerade mal voll bekommen mit Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren. Heute scheint es normal zu werden in unserem Verband, was sicher auch mit der Verjüngung zu tun hat.

Und dann die Vorstellung des Programms. Wer will, kann von morgens früh 7.30 Uhr (Morgengymnastik) bis abends mit wenigen Pausen Singen, Tanzen, Trommeln, Ukulele, Guitarre, Flöte spielen, im Orchester, als Fortgeschrittene oder als Anfängerinnen, auch neue Workshops, die von Teilnehmenden eingebracht werden wie die georgischen Gesänge, Jodeln (ja, das geht auch im Flachland) oder auch Zümba, (nein, nicht mit dem türkischen sondern dem Üdersee-ü!). Ich bin an dem Abend schwer beeindruckt, wie viele NaturFreund*innen sich für diese Woche engagieren, das Programm mitgestalten und Verantwortung übernehmen.

Der Chor der Unersättlichen

Ich bin in der kleinen Chorguppe der Unersättlichen. Unser Lied mit einem wunderschönen Text von Shakespeare gelingt uns nicht so gut wie in der Probe. Aber auch das geht in Üdersee, dass etwas ausprobiert werden darf und es nicht gelingen muss. Im Unterschied zu unserer Gesellschaft, in der viele aus der Angst heraus zu scheitern sich schon gar nicht mehr trauen, etwas Neues zu beginnen. Hier geht genau das, in dieser großen Gemeinschaft, in der es einen solidarischen Umgang gibt, ohne Abwertungen, aber klar, auch mit großem Jubel für besonders schöne Beiträge. Und davon gibt es viele.

Vor allem beim Abschlusskonzert, dem uneingeschränkten Höhepunkt der Woche. Es war eine prallgefüllte Woche mit Entscheidungsnot: Ausflug nach Buckow zum Brecht-Weigel-Haus oder mit dem Rad in die nähere Umgebung von den Eberswalder NaturFreund*innen zum Thema Industriekultur. Hochinteressant ein Vortrag zur„Entarteten Musik“, allgegenwärtig derKampf gegen die Mücken. Und mit weiteren Überraschungen: berührende Botschaften an der Pinwand, neben den Ankündigungen zur Organisation ein DIN-A4 Blatt mit der Nachricht: „Liebe für alle!“ Am unteren Rand des Blattes zum Abreißen kleine Botschaften zum Weitergeben: „Küsschen“ oder „Du bist toll“.

Und am letzten Tag gab es die „Üderlis für Jeden“: Zum Beschützen und zum Erinnern! Und unten zum Abreißen kleine Figürchen, die Üderlis eben. Meiner liegt jetzt vor mir auf meinem Schreibtisch und immer wenn ich ihn ansehe, muss ich lächeln. Was für eine liebe Idee! Eine, von vielen schönen und nachhaltigen Erinnerungen!

Imke Meyer
NaturFreunde Frankfurt

Dieser Artikel erschien im Mitgliedermagazin der Naturfreunde Hessen (Ausgabe 4/2017)