"Baum für Baum verschwindet unser rumänisches Naturerbe"

Ein Interview mit Corina Goruian von den rumänischen NaturFreunden Banat

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In Rumänien gibt es noch riesige Urwälder – seit Tausenden Jahren vom Menschen unberührt. Obwohl große Teile dieser Wälder in Schutzgebiete wie Nationalparks oder Natura-2000-Gebiete überführt wurden, finden massive Abholzungen statt, wie die EuroNatur Stiftung nachweisen konnte.

Corina Goruian aus der rumänischen NaturFreunde-Ortsgruppe Banat ist immer wieder in diesen Wäldern unterwegs. Janinka Lutze von den NaturFreunden Eberswalde hat sie getroffen:

Corina, warum bist du bei den NaturFreunden Banat?

Die Menschen sind einfach großartig und unsere Wanderungen in der Natur sind jedes Mal wunderschön. Vor allem die Wälder Rumäniens sind atemberaubend und obwohl ich hier groß geworden bin, ist jede Wanderung eine neue erholsame und zugleich spannende Entdeckungstour.

"Die NaturFreunde Banat wurden in der jetzigen Form 2015 gegründet. Wir finanzieren uns durch einige unserer Aktivitäten wie Wanderexkursionen, Umweltbildungsangebote und der Instandhaltung von Wanderwegen. Eine unserer wichtigsten Aktivitäten ist die Unterstützung von lokalen Gemeinschaften, vor allem im Cerna Gebirge in Banat. Diese Berge sind so abgelegen, dass es nur Holztreppen und keine Straßen zu der Gemeinde gibt. Mehrmals jährlich organisieren wir “Einkaufsausflüge” in den Gemeinden, die selbstgemachte traditionelle Produkte verkaufen. 2018 haben wir sechs dieser Ausflüge mit ca. 250 Teilnehmenden organsiert. Eine weitere wichtige Aktivität von uns ist die Förderung des Ökotourismus zum Schutz der Natur und zur Unterstützung der lokalen Bevölkerung. Der Schutz und Respekt für die Natur wollen wir an die Zivilgesellschaft weitergeben."
Calin Ionescu (Präsident NaturFreunde Banat)

Neben dem Genießen der Natur müssen wir uns aber leider auch vermehrt für ihren Erhalt einsetzten, denn die Wälder Rumäniens werden gnadenlos abgeholzt. Immer öfter sehen wir große Forststraßen und abgeschlagene Bäume, teilweise sogar große Kahlschläge auf unseren Wanderungen. Ich fühle mich glücklich und dankbar für unsere rumänischen Wälder - unser Naturerbe - und doch fürchte ich mittlerweile stark um sie.

Wer ist dafür verantwortlich und was könnt ihr dagegen machen?

Viele ausländische Holzunternehmen beziehen große Mengen Holz aus Rumänien und bauen somit Druck auf unsere Wälder auf und einige der rumänischen Forstverwalter nutzen dies für ihren Profit.

Wir NaturFreunde versuchen vor allem Privatbesitzer zu stärken. So arbeiten wir derzeit an einem Projekt, mit dem wir den sanften Tourismus in einigen Dörfern stärken wollen. Die Wälder müssen für uns Menschen, auch die künftigen Generationen, und die Tiere und Pflanzen – ja das ganze Ökosystem – erhalten bleiben. Und auch für den Klimaschutz! Ich verstehe nicht, wie unsere Forstverwaltungen und auch unsere Regierung zulassen können, dass unsere Wälder so massiv abgeholzt werden.

Liegt die Verantwortung deiner Meinung nach nur bei Rumänien?

Nein, die Verantwortung liegt auch sehr stark bei der internationalen Holzindustrie, die derzeit aus reiner Profitgier unsere Wälder ausbeutet. Und auch die Verbraucher*innen sollten ein Zeichen setzten. Bitte achtet auf die Herkunft eures Holzes und kauft nicht von Firmen, die ihre Ressourcen und Herstellung nicht transparent darstellen.

Dennoch, auch wir in Rumänien sollten uns stärker für unsere Wälder einsetzten. „Hambi bleibt!“ hat mir viel Motivation und Zuversicht gegeben. In Deutschland wurde mit den Aktionen und Protesten um den Hambacher Forst gezeigt, dass die Zivilgesellschaft sich auch gemeinsam für den Erhalt der Natur einsetzen und dabei vor allem auch erfolgreich sein kann.

Außerdem setzte ich meine Hoffnung auch in die junge Generation, die unter anderem auch über Online-Medien viel informieren und bewegen kann. Gemeinsam mit anderen jungen Menschen aus Rumänien und der gesamten Welt können wir uns für einen nachhaltigeren Lebensstil und mehr Gerechtigkeit für Mensch und Natur einsetzten.

Allgemein finde ich, dass die Weltgemeinschaft mehr zusammenarbeiten muss. Es reicht nicht, wenn einige Gebiete nachhaltig bewirtschaftet werden und die Natur geschützt wird. Denn die Natur kennt keine Grenzen; Vögel und andere Arten ziehen und wissen nicht, welche Orte noch sicher sind. Und auch giftige Gase verteilen sich auch von den Verursacher*innen bis hin in Schutzgebiete. Wir müssen alle an einem Strang ziehen und alle Lebensbereiche überall nachhaltiger und umweltfreundlicher gestalten.

Fragen: Janinka Lutze
NaturFreunde Eberswalde

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